Preiswert tanken und gleichzeitig die Umwelt schonen, da gibt es für Benziner und Diesel zum Glück Alternativen, zum Beispiel PKW, die mit Erdgas oder mit Flüssiggas fahren. Beide Varianten sind im Umweltverhalten besser, kostengünstig bereitzustellen und werden steuerlich gefördert. Wenn - wie zum Beispiel beim Autogas –die teure Umrüstung nicht wäre. Einige Firmen haben genau dort eine Angebotslücke entdeckt. Sie bieten Gasumrüstungen zum Dumpingpreis an, zum Beispiel im Internet, oder auch in Werkstätten jenseits der Grenze in Osteuropa. Eine mitunter explosive Angelegenheit.
Wenn EDV-Experte Dirk Küthe durch die Straßen fährt die Angst mit. Vor 4 Wochen hat ihm eine polnische Werkstattkolonne seinen VW Passat auf Autogas-Technik umgerüstet. Seit dem stinkt es nach Propan und Butan. Ein Funke genügt, und sein Auto explodiert. Trotz Tüv-Abnahme traut sich Küthe deshalb nicht, seine Anlage in Betrieb zu nehmen.
Grund: Das eingebaute Abflussrohr ist zum Innenraum undicht. Das heißt, wenn das Gas austritt gelangen schätzungsweise 8 bar in den Innenraum. Innerhalb von ein paar Sekunden ist der Innenraum mit Gas gefüllt.
Dabei ist Autogas an sich eine tolle Sache. Innerhalb von einem Tag wird so eine Anlage eingebaut. Der Tank kommt in die alte Reserveradmulde, so dass nicht einmal Stauraum verloren geht. Die modernen Einspritzanlagen vertragen sich sogar mit der neuesten Bordelektronik. Wer Autogas fährt, tankt für die Hälfte: Nur etwa 50 bis 60 Cent kostet der Liter.
Allerdings: Gasumbauten sind nichts für den Schnäppchen-Markt, warnt Experte Wolfgang Krause. Er kennt den Grau-Markt – auch den im Internet.
Autogasumrüster Wolfgang Krause:
„Es gibt teure Sicherheitsventile, die kosten zum Beispiel 159 Euro. Diese regeln den Tankfüllstand genau, damit der Tank nicht überfüllt werden kann, beziheungsweise bis zum Rand gefüllt werden kann. Wenn er bis obenhin gefüllt wird, kann er im Sommer bersten. Und dann gibt es auch Sicherheitsventile, die bei ebay in Polen eingekauft wurden, die kosten 19 Euro. Man sieht es alleine schon von der Funktion her, dass diese sich nicht vernünftig einstellen lassen. Das andere Bauteil, das wir haben, sind die Schläuche. Gasgeprüfte Schläuche, die über Jahre elastisch bleiben, damit kein Gasverlust passiert. Bei den Billiganbietern werden hingegen Schläuche verwendet, die man hier in unserer Region für Wasser oder sonstige Sachen benutzen würde, aber nicht für Gas. Die werden dann nach 2 bis 3 Jahren spätestens brüchig und es tritt ein Gasverlust im Motorraum auf. Was dann zur Explosion führen kann.“
Wir wollen wissen: Wie gefährlich sind die Bastlerumbauten wirklich? Mit versteckter Kamera treffen wir uns auf einem Berliner Hinterhof mit einem Autohändler. Für nur 990 Euro will er uns einen alten Golf auf Gas umrüsten.
Dem Autohändler ist es egal, welche Größe der Tank haben soll. 60 Liter oder 80 Liter ist für ihn - wie er meint - Jacke wie Hose. Vier Tage später ist der Golf fertig. Er wurde angeblich irgendwo in Polen umgebaut. Gemeinsam mit unserem Umrüster wollen wir das Fahrzeug bei der Dekra vorführen. Doch: Der Prüfer will den dubiosen Umbau nicht abnehmen. DieTank-Längssicherung in Fahrtrichtung fehlt und vieles mehr. Zum Beispiel sind auch die Verdampfer lose. Das alles kann gefährdend sein.
Wir vertagen uns wieder. Nicht, dass unser Autogasumbauer die Anlage nachbessern will. Nein, er will bloß einen Prüfer finden, der die mangelhafte Gasanlage bedenkenlos einträgt.
Zwei Tage später: Unser Kontaktmann hat es geschafft. Der TÜV Rheinland hat den mangelhaften Einbau abgenommen. Jetzt ist die Autogasanlage offiziell zugelassen. Mit dem klapprigen Golf fahren wir zum Dekra-Technologie-Zentrum am Lausitzring. Dort lassen wir den Umbau ausgiebig unter die Lupe nehmen: Abgas-Test, Leistungsprüfstand, Dichtigkeitsprüfung und Funktionsprüfung. Das Urteil fällt verheerend aus. Der Reduzierverdampfer ist locker und über die re Gasleitung verbunden. Hier würden sich in absehbarer Zeit Brüche andeuten.
Außerdem hat die Dekra festgestellt: Mit Gas-Betrieb verliert unser Golf 20 PS an Leistung. Noch schlimmer: Wenn das System von Gas auf Benzin umschaltet, geht plötzlich der Motor aus. Lebensgefahr bei jedem Überholmanöver.
Doch wie steht es um die Explosionssicherheit? Kann wirklich Nichts passieren, wenn es im Auto ständig nach Gas riecht?
Die Firma Ibexu im sächsischen Freiberg hat sich auf Dichtigkeitsprüfungen von Gasanlagen spezialisiert. Die Explosionsexperten können über unseren Einbau nur den Kopf schütteln. Sie stellen fest, dass die Anordnung der Gasanlage mit einem frei stehenden Tank im Kofferraum eines Fahrzeuges in dieser Weise, nur mit zwei Schrauben befestigt, gerade auch im Hinblick auf Unfallereignisse, fragwürdig erscheinen. Sie kennen andere konstruktive Lösungen, die deutlich sicherer sind. Die Gefahr besteht, das beim Beladen des Fahrzeuges, diese Leitungen verletzt beschädigt werden.
Im Moment hält die Anlage dem Druck stand, aber in spätestens zwei Jahren, so die Experten ist das System marode und das Gas strömt aus.
Fazit:
Hände weg von billigen Autogaseinbauten auf dem Hinterhof.
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